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34. Der Alte wunderte sich höchlich, und gab uns dann auch seine Geschichte zum Besten, indem er sagte: „Meine Heimath ist Cypern. In Handelsgeschäften schiffte ich einst mit diesem meinem Sohne da und vielen Sclaven auf einen großen, reichbefrachteten Kauffahrteischiffe, dessen Trümmer ihr im Schlunde unseres Ungeheuers gesehen haben müßt, von Hause weg nach Italien. Bis auf die Höhe von Sicilien gieng die Fahrt ganz glücklich von Statten. Aber nun packte uns ein furchtbarer Sturm, und führte uns binnen drei Tagen in den großen Ocean, wo wir auf diesen Wallfisch stießen und von ihm mit Mann und Maus verschlungen wurden. Alle meine übrige Mannschaft gieng zu Grunde, und nur wir Beide blieben am Leben. Nachdem wir unsere Begleiter begraben hatten, erbauten wir dem Neptun einen Tempel, und leben nun hier, so gut es gehen mag, bauen unsern Küchengarten und nähren uns von Kohl, Fischen und Baumfrüchten. Dieser große Wald, wie ihr seht, versieht uns reichlich mit Holz, und trägt auch eine Menge wilder Weinreben, die einen äußerst lieblichen Wein liefern. Aus jener Quelle, die ihr ohne Zweifel schon gesehen habt, erhalten wir das reinste und frischeste Wasser. Unser Lager bereiten wir uns aus Blättern. Und wenn Vögel herein fliegen, so machen wir Jagd auf dieselben: wollen wir aber Fische fangen, so begeben wir uns an die Kiemen des Thieres, wo wir uns auch baden, so oft wir Lust haben. Ueberdieß liegt nicht weit von da ein See mit salzigtem Wasser, von ungefähr zwanzig Stadien im Umfange, mit Fischen von allen Gattungen: in demselben schwimmen wir nach Gefallen oder rudern auf einem kleinen Nachen umher, den ich selbst gezimmert habe.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 709. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0709.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)