Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Stadt liegt etwas unterhalb des Thierkreises zwischen der Luftregion der Pleiaden und der der Hyaden. Wir landeten und giengen in die Stadt, fanden aber keinen Menschen daselbst, sondern eine Menge Lampen, die auf den Straßen, auf dem Markte, am Hafen hin und wieder liefen. Die meisten derselben, ohne Zweifel die ärmere Classe, waren klein und unscheinbar: einige wenige erkannte man an ihrem hellstrahlenden Lichte als die Großen und Mächtigen. Jede hatte ihr eigenes Haus, das heißt ihre Laterne, und ihren eigenen Namen, wie die Menschen: und wir hörten, daß sie in einer Art von Sprache mit einander redeten. Wiewohl sie uns nun nichts zu leide thaten, sondern im Gegentheile uns gastfreundlich bei sich aufgenommen hatten, so war uns doch unheimlich bei ihnen zu Muth, so daß wir uns weder zu essen, noch zu schlafen getrauten. In der Mitte der Stadt befindet sich das Stadthaus, wo ihre Bürgermeisterin die ganze Nacht durch sitzt, und eine Lampe nach der andern bei Namen zu sich ruft; welche nicht sogleich erscheint, wird als eine ungehorsame Bürgerin zum Tode, das heißt zum Ausgelöschtwerden, verurtheilt. Wir hatten uns selbst dorthin begeben, um zuzusehen, und hörten, wie verschiedene von ihnen allerlei Ursachen, warum sie zu spät gekommen, zur Entschuldigung anführten. Da erkannte ich denn auch unsere eigene Hauslampe: ich redete sie sogleich an und erkundigte mich, wie es in meinem Hause stünde, worauf sie mir Alles erzählte, was sie wußte. Selbige Nacht blieben wir noch in der Lampenstadt: am folgenden Tage aber schifften wir weiter, kamen an den Wolken vorbei, und erblickten nun die

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 704. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0704.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)