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Geheirathete ist, nach dieser Zeit aber selbst heirathet. Sie tragen die Frucht nicht in der Bauchhöhle, sondern in der Wade: sobald nämlich das Empfängniß geschehen ist, wird die Wade dick und immer dicker; nach einiger Zeit aber schneidet man sie auf und zieht ein todtes Kind heraus, das nun mit offenem Munde dem Winde ausgesetzt und so zum Leben gebracht wird. Es ist mir wahrscheinlich, daß die Griechische Benennung der Wade, Beinbauch (γαστροκνημία), in dieser Einrichtung ihren Ursprung hat. Aber noch viel merkwürdiger ist Folgendes: Es giebt eine Gattung von Menschen daselbst, Baummenschen (Dendriten) genannt, die auf folgende Weise entstehen. Man schneidet einem Manne den rechten Hoden ab, und pflanzt ihn in die Erde: aus diesem wächst nun ein ungeheurer, fleischerner Baum, in Gestalt eines Phallus, mit Zweigen und Blättern. Die Frucht, die er trägt, ist eine Art ellenlanger Eicheln, aus welchen, wenn man sie reif werden läßt und sodann auseinander schlägt, die Menschen genommen werden. Diese Leute bedienen sich übrigens, wenn sie sich begatten, keiner natürlichen, sondern künstlich angesetzter Zeugungstheile, und zwar die Reichen und Vornehmen von Elfenbein, die Geringern aber nur von Holz.

23. Wenn ein Selenit alt geworden ist, so stirbt er nicht eigentlich, sondern zersetzt sich wie Rauch, und wird zu Luft. – Die Nahrung ist bei Allen dieselbe. Es wird ein großes Feuer aufgemacht, und auf dessen Kohlen eine Anzahl Frösche gebraten, deren bei ihnen ganze Schaaren in der Luft herumfliegen. Um diesen Kohlenhaufen setzen sie sich nun, wie um einen Tisch, schnappen mit Begierde nach dem

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 700. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0700.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)