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des Darzustellenden) auf den gehörigen Standpunkt stellen und das Gemälde, das er ihnen zeigen will, in ein helles Licht setzen, wird er dadurch, wenn er die Veranlassung zu den Begebenheiten im Allgemeinen, und klare Umrisse der Hauptmomente derselben vorangehen läßt.

54. Solcher Eingänge haben sich die vorzüglichsten unserer Geschichtschreiber bedient. Herodot giebt als den Zweck seiner Geschichte an, zu verhindern, daß das Andenken an große und wunderwürdige Thaten, zumal an Griechische Triumphe, und an Niederlagen der Barbaren, nicht im Laufe der Zeiten erlösche. Thucydides hingegen versichert, er hätte sein Werk sogleich mit dem Ausbruche des Kampfes begonnen, in der Erwartung, er werde groß und denkwürdiger als alle frühern werden; denn der Wechselfälle des Glücks hätten sich in demselben viele und außerordentliche begeben.

55. An diese Einleitung, welche nach Maßgabe der Sachen kürzer oder länger seyn kann, schließe sich nun die eigentliche Geschichterzählung durch einen passenden und ungezwungenen Uebergang an. Und da der ganze übrige Körper eines Geschichtwerkes in einer fortlaufenden Darstellung besteht, so muß auch diese mit allen den Vorzügen geschmückt seyn, die ihr gegeben werden können. Sie schreite in stets gleichmäßiger Bewegung auf ebenem und aufgeräumten Wege vorwärts, ohne sich bald zu heben, bald wieder herabzusenken. Das Ganze trage die gefällige Farbe lichtvoller Klarheit, welche, wie gesagt, nur durch eine geschickte Anordnung und Verbindung der Gegenstände bewirkt wird. Jede einzelne Partie sey mit möglichster Sorgfalt ausgearbeitet, und wenn die erste vollendet ist, so knüpfe sich an sie

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 679. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0679.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)