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mit den Reizen des Ebenmaßes und den blühenden Farben der Darstellung.

49. In seinem ganzen Geschäfte soll der Geschichtschreiber dem Homerischen Jupiter gleiten, der (mit ruhigem Blicke) bald auf die rossetummelnden Thracier, bald auf die Bewohner Mysiens herabschaut;[1] ebenso hat er bald die Römer besonders in’s Auge zu fassen, und uns zu belehren, wie ihm von seinem hohen Standpunkte aus ihre Lage, ihre Angelegenheiten erscheinen, bald hat er ein Gleiches mit den Parthern zu thun, sodann Beide zugleich zu betrachten, wenn sie mit einander im Kampfe begriffen sind. Alsdann, wann ihre Reihen wirklich einander gegenüber stehen, soll er nicht blos Eine Seite, oder gar nur einen einzelnen Reiter oder Fußsoldaten im Auge haben: es müßte denn ein Brasidas seyn, der eine Schanze zu stürmen wagte, und ein Demosthenes, der ihn zurücktriebe.[2] Sein erstes Augenmerk sey auf die Befehlshaber gerichtet: er bemerke sich genau ihre Anordnungen, so wie die Art und Weise, den Zweck und die Absicht derselben. Und wenn dann das eigentliche Handgemenge beginnt, so sey er ein unbefangener, auf alle Theile zugleich aufmerksamer Beobachter, wäge Alles, was vorgeht, auf gleicher Wage, und folge mit gleich ruhigem Blicke den Fliehenden und den Nachfolgenden.

50. In allen solchen Beschreibungen aber wisse er kluges Maß zu halten, dehne sie nicht bis zum Ueberdruß aus, und ermüde den Leser nicht durch geschmacklose Breite und


  1. Il. XIII, 4 f.
  2. Thucyd. IV, 11 f.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 676. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0676.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)