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Stelle hinzu, sey blos das Nützliche gewesen (was, denke ich, jeder Verständige zum Zwecke der Geschichte zu machen hat), damit die Nachkommen, wenn einst einmal Aehnliches sich ereigne, aus der Betrachtung des Vergangenen lernen möchten, wie sie die Gegenwart zu behandeln hätten.

43. Ein Geschichtschreiber von solcher Gesinnung ist es nun, den ich willkommen heiße. – An das Geschäft der Darstellung gehe er mit leidenschaftloser Ruhe, so daß seine Sprache ferne sey von dem Aufgeregten und Heftigen rhetorischer Deklamationen, so wie von gedehnten und ineinander geschlungenen Satzverbindungen, verwickelten und verkünstelten Beweisführungen und allen jenen, nur in den Rednerschulen einheimischen Kunststücken.[1] Die Gedanken seyen angemessen, bündig und gedrängt: der Ausdruck lichtvoll, aus dem Kreise des öffentlichen Lebens genommen, und geeignet, den vorliegenden Gegenstand so klar als möglich zu bezeichnen.

44. Denn wie wir an den Charakter des Geschichtschreibers die Forderung stellten, wahrheitsliebend und aufrichtig zu seyn, so ist, hinsichtlich des Ausdrucks, seine einzige und wichtigste Aufgabe die, das Geschehene so deutlich und anschaulich als möglich darzustellen, und sich eben so wenig ungeläufiger und außer Gebrauch gekommener, als solcher Wörter zu bedienen, die man nur auf dem Markte und in den Schenken kennt, kurz, eine Sprache zu sprechen, die der gemeine Mann versteht und die dem Gebildeten gefällt. Immerhin darf seine Darstellung auch mit rednerischen Schönheiten geschmückt seyn, nur sey es mit solchen, die sich durch


  1. Δεινότητα hier vielleicht genauer Bravourstücken.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 673. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0673.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)