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15. Ein Anderer, ein eifriger Nachahmer des Thucydides, der dieses sein Muster in Allem ganz vortrefflich ausprägt, beginnt sein Werk, gerade wie jener, mit der Nennung seines Namens und seiner Heimath, Wunder meinend, welche Attische Grazie darin liege. Das giebt denn den possierlichsten Eingang, den man sich denken kann. Man höre: „Creperius Calpurnianus aus Pompejopolis hat den Krieg der Parther und Römer, wie sie gegen einander kämpften, beschrieben. Er begann sein Werk sogleich mit dem Ausbruche des Kampfes u. s. w.“ Nach einem solchen Anfange brauche ich dir nicht zu sagen, was z. B. der Armenische Gesandte für eine Rede gehalten hat; es ist von Wort zu Wort der Corcyräische Redner, den er auftreten läßt;[1] oder woher er die Pest nimmt, die er der Stadt Nisibis auf den Hals schickt, weil sie die Partei der Römer nicht ergriffen habe; er hat sie dem Thucydides wörtlich abgeborgt, nur daß er das Pelasgikum und die langen Mauern, wo die Verpesteten damals wohnten, weglassen mußte.[2] Im übrigen läßt er seine Pest ebenfalls, wie Thucydides, aus Aethiopien kommen, und führt sie über Aegypten in die Länder des Parthischen Königs, wo sie, zum gutem Glücke, stehen bleibt. Ich lief aus der Vorlesung, wie er eben mit dem Begräbniß der armen – Athener zu Nisibis beschäftigt war; indem ich genau wissen konnte, was noch weiter kommen würde. Eine gegenwärtig sehr allgemeine Einbildung solcher Leute ist die, daß sie glauben, das heiße wie Thucydides


  1. Thucyd. I, 32.
  2. Ebend. II, 47–54. Vergl. ebend. 17.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 649. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0649.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)