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Zweikampf desselben mit dem Indischen Könige Porus ausführlich beschrieben, und in der Meinung, durch solche, zu der Geschichte seines Herrn hinzugelogene, Großthaten und ungebührliche Uebertreibungen sich demselben ungemein gefällig zu machen, las er ihm einst, als sie eben auf dem Hydaspes fuhren, absichtlich jene Stelle vor: da riß ihm der König das Buch aus der Hand, und warf es in den Strom mit den Worten: „du hättest verdient, daß man dich selbst hineinwürfe, zum Danke dafür, daß du mich solche Zweikämpfe bestehen und Elephanten mit Einem Pfeilschuß zu Boden strecken lässest.“ Einen Alexander mußte nothwendig ein solcher Schmeichler empören, ihn, den sogar der kühne Gedanke jenes Baumeisters, die hohe Felsmasse des Atho in eine Bildsäule des Königes umgestalten zu wollen, mit solchem Widerwillen erfüllte, daß er sich der Dienste dieses Menschen, den er nun als Schmeichler erkannt hatte, von Stunde an nicht mehr bediente.

13. Worin soll also, auch für den Gelobten, das Angenehme solcher Schmeicheleien bestehen? es müßte denn ein sehr schwacher Kopf seyn, der sich über Lobsprüche freuen könnte, deren Grundlosigkeit jeden Augenblick bewiesen werden kann. Häßliche Leute, Weiber besonders, tragen dem Maler recht angelegentlich auf, sie so schön als immer möglich zu malen, und bilden sich ein, reizender zu werden, wenn der gute Mann ihnen hier eine blühendere Farbe gebe, dort etwas mehr Weiß auftrage und dergleichen. In einem ähnlichen Wahne ist der größte Theil unserer Geschichtschreiber befangen: sie fröhnen gemeinen Rücksichten des Augenblicks und trachten nach Privatvortheilen, die sie aus ihrem Geschäfte

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 646. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0646.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)