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Götter, Helden, Schlachten und dergl., gar nicht oder nur sehr selten zu beschäftigen, und war stets bemüht, neue Formen zu seinen Darstellungen zu wählen. Und wenn er denn einen auffallenden Gegenstand erdacht hatte, der noch von keinem Andern bearbeitet worden war, so verwandte er auf seine Ausführung den höchsten Fleiß und alle Kunst, die ihm zu Gebote stand. Unter andern Wagestücken dieser Art unternahm er auch die Darstellung einer Centaurin, wie sie eben ein Paar noch ganz kleiner Zwillings-Centaurchen säugt. Eine äußerst sorgfältig gearbeitete und treue Copie dieses Gemäldes befindet sich gegenwärtig zu Athen; das Original wollte, wie man erzählt, der Römische Feldherr Sylla nebst andern Kunstwerken nach Italien transportiren lassen; allein das Schiff verunglückte, wenn ich nicht irre, bei dem Vorgebirge Malea, und so gieng mit den übrigen Gegenständen auch jenes Gemälde zu Grunde. Nur erst vor Kurzem habe ich in der Wohnung eines Malers zu Athen das Gemälde vom Gemälde gesehen, und will euch also, so gut ich es vermag, mit Worten eine Beschreibung davon geben. Zwar bin ich nicht im Stande, mich als Kenner darüber zu erklären; doch wird, hoffe ich, die noch ganz frische Erinnerung und der außerordentlich lebhafte Eindruck, den das bewundernswürdige Kunstwerk in mir zurückließ, meiner Schilderung zu hinlänglicher Deutlichkeit verhelfen.

4. Auf einem reichen grünen Rasen liegt die Centaurin mit dem ganzen Pferdeleibe auf die Erde gelagert, die Hinterfüße rückwärts ausgestreckt; der obere weibliche Theil hingegen ist sanft gehoben, und stützt sich auf den einen Ellenbogen.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 606. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0606.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)