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hat, endlich zu philosophiren. Das, sagst du ja, wäre das einzige Mittel, um das Wahre zu finden; anders gehe es nicht.

64. Lycinus. Und gleichwohl – fast nehme ich Anstand, es zu sagen, guter Hermotimus – gleichwohl reichen wir auch damit noch nicht aus: ich fürchte sogar, wir haben uns selbst betrogen; wir glaubten, Etwas gefunden zu haben, worauf wir fußen könnten, und haben – Nichts gefunden.[1] Es wird uns wohl ergangen seyn, wie den Fischern: sie werfen ihr Netz einmal um das andere aus; auf einmal verspüren sie, daß es schwer geworden ist; sie ziehen in Hoffnung, eine Menge Fische gefangen zu haben, und wenn es endlich zu Tage kommt, was erscheint? – ein Stein, oder ein alter mit Sand angefüllter Topf. Freund, ich besorge, auch wir haben etwas Dergleichen herausgezogen.

Hermotimus. Ich verstehe wahrhaftig nicht, was du mit deinem Netze meinst: nur das merke ich, daß du mich darin fangen willst.

Lycinus. Nun, versuche zu entschlüpfen. Du bist ja ein vortrefflicher Schwimmer, will’s Gott. Höre also. Wenn wir auch bei Allen herumgekommen, und sie probirt, und in so weit also das Geschäft beendigt haben, so ist, glaube ich, doch noch nichts weniger als ausgemacht, ob Einer von Allen wirklich das Gesuchte hat, oder ob Alle gleich wenig darin wissen.

Hermotimus. Wie? was sagst du? Keiner von Allen hätte es?


  1. „Wir glaubten – gefunden.“ Wieland.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 576. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0576.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)