Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mich? Womit habe ich dich beleidigt? Geschieht es etwa aus Neid, weil ich schon einige Fortschritte in den Wissenschaften gemacht habe, während du, alter Geselle, dich versäumt hast?

Lycinus. Weißt du, was du zu thun hast? Betrachte mich als einen Narren, an dessen Gefasel man sich nicht zu kehren hat. Verfolge den Weg, auf dem du dich nun einmal befindest, und führe das Vorhaben aus, welches dir gleich anfangs das Beste geschienen.

Hermotimus. Aber du bist ja gewaltthätig genug, mir gar keine Wahl erlauben zu wollen, ehe ich alle geprüft habe.

Lycinus. Sey überzeugt, daß ich nimmermehr anders sprechen werde. Wenn du mich übrigens gewaltthätig nennst, so beschuldigst du den Unschuldigen; [1] da im Gegentheile, indem du mich in Anklagestand versetzest, ich es bin, dem Gewalt geschieht. Um mich davon zu befreien, muß eine triftige Gegenrede mir zu Hülfe kommen, und dann sieh zu, ob diese nicht noch viel gewaltthätigere Dinge dir zu hören geben wird, als die bisherigen waren. Aber freilich – du wirst auch hier wieder nicht den Gründen, sondern mir den Vorwurf gewaltsamer Nöthigung machen.

Hermotimus. Nun, was soll ich denn für weitere Gegenreden vernehmen? Es sollte mich doch wundern, wenn sich über die ganze Sache noch etwas sagen ließe?

63. Lycinus. Es ist, meine ich, um das Beste zu erwählen, nicht genug, daß wir Alles mit eigenen Augen sehen


  1. Hom. Il. IX, 654.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 574. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0574.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)