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unschuldiges Kind herzutreten, und das erste Loos, das ihm in die Hand kommt, herausziehen: und dieses Loos wird dir den Philosophen, gleichviel welchen, bezeichnen, der hinfort dein Führer seyn soll.

57. Hermotimus. Freund Lycinus, laß diese unwürdigen Späße; antworte lieber einmal auch mir auf eine Frage: hast du wohl schon in eigener Person Wein gekauft?

Lycinus. O ja, schon mehrmals.

Hermotimus. Giengst du damals in allen Schenken der Stadt herum, um zu kosten, zu mustern, zu vergleichen?

Lycinus. Nichts weniger.

Hermotimus. Also begnügtest du dich, den ersten guten Wein, den du fandest, und der dir seines Preises würdig schien, zu kaufen?

Lycinus. Versteht sich.

Hermotimus. Und aus dem ganz Wenigen, was du kostetest, konntest du die Beschaffenheit des ganzen übrige Weines beurtheilen?

Lycinus. Allerdings konnte ich’s.

Hermotimus. Hingegen wenn du bei den Weinhändlern herumgiengest und sagtest: ich will eine Flasche Wein kaufen, also seyd so gut, ihr Leute, und gebt mir ein Jeder ein Faß auszutrinken, damit ich wissen kann, welcher von euch den besten hat, und damit ich von diesem nehme – wenn du so sprächest, würde man dich nicht auslachen, oder dir gar, wenn du auf der tollen Forderung beständest, ein kaltes Bad auf den Kopf geben?

Lycinus. Ohne Zweifel, und mit Recht, dünkt mich.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0569.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)