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der Dinge annehme, was jede von der Natur der Götter und dem Wesen der Seele lehre, welche Philosophen bloß körperliche Stoffe anerkennen, welche dagegen auch das Daseyn unkörperlicher Dinge behaupten, welche das Vergnügen, und welche das Sittlichschöne für das höchste Gut erklären und so weiter. Allein zur Gewißheit zu kommen, welche von diesen allen die Wahrheit lehrt, ist gewiß nicht das Geschäft eines halben Tages, sondern gar vieler Tage. Oder was wäre es, was diese Leute plagt, daß sie sich abmühen, tausende von Büchern zu schreiben, vermuthlich bloß um Andere von der Wahrheit jener wenigen Sätze zu überzeugen, welche dir so leicht zu begreifen und auswendig zu lernen scheinen? Weil du nun also doch einmal den langwierigen Weg, Alles mit eigenen Augen zu prüfen und hernach erst zu wählen, verwirfst, so sehe ich für dich kein anderes Mittel, um die beste Wahl zu treffen, als dich der Hülfe eines Wahrsagers zu bedienen. Dieser Weg ist dann gewiß bequem und kurz genug: du lässest dir den Hauptinhalt jeglicher Philosophie in der Kürze vortragen, lässest sodann einen Wahrsager rufen, der dir für jedes System ein Opferthier abschlachten muß: und so erspart dir der Gott eine Menge von Geschäften, indem er dich in der Leber der Thiere sehen läßt, welches System du zu wählen hast.

56. Oder wenn du willst, so kann ich dir ein anderes, noch bequemeres, Verfahren anrathen, wobei du weder Thiere abzuschlachten und irgend einem Gotte zu opfern, noch auch die kostspielige Mühwaltung eines Priesters zu bezahlen brauchst. Wirf Loose mit den Anfangsbuchstaben der einzelnen Philosophen in eine Urne; sodann laß Niemand als ein

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 568. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0568.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)