Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

man einmal mit ausgespannten Segeln dem Winde sich überlassen, wieder zurückzusteuern. Denn wie sollte Einer die verschiedenen Wege alle begehen können, wenn er, wie du selbst gestehst, gleich auf dem ersten festgehalten wird?

Lycinus. Ich will es dir sagen: wir müssen’s machen, wie Theseus, und mittelst des Fadens der Ariadne uns in jedes dieser Labyrinthe wagen, um uns an demselben ohne Mühe wieder herauswinden zu können.

Hermotimus. Wer wäre aber diese Ariadne, und woher bekämen wir den Faden?

Lycinus. Sey unbesorgt, mein Freund; ich glaube schon Etwas gefunden zu haben, an das wir uns halten können.

Hermotimus. Und das wäre?

Lycinus. Es ist nicht mein, sondern das Eigenthum eines alten weisen Dichters,[1] und heißt: „Sey nüchtern und hartgläubig!“ Denn wer nicht sogleich Alles für baare Münze annimmt, was man ihm vorsagt, sondern wie der besonnene Richter verfährt, der auch die Uebrigen in ihrer Ordnung zum Worte kommen läßt, dem sollte es wohl nicht schwer werden, aus jenen Labyrinthen sich herauszuarbeiten.

Hermotimus. Wahrhaftig, du hast Recht: so wollen wir es machen.

47. Lycinus. Nun, es sey. Allein zu welchem (der verschiedenen Meister) wollen wir uns denn zuerst begeben? Oder ist dieß etwa gleichgültig? Wenn wir also den Anfang mit dem ersten Besten, allenfalls mit Pythagoras machen,


  1. Des Komikers Epicharmus.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 560. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0560.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)