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Indien oder dem Hyperboräerlande[1] führt, nach Corinth zu kommen?

Hermotimus. Wie sollte er auch, bei so verschiedenen Richtungen?

27. Lycinus. Hieraus ergiebt sich, mein vortrefflicher Hermotimus, wie ernstlich die Wahl des Weges und des Führers überlegt seyn will. Wir dürfen nicht so auf’s Gerathewohl vorwärts gehen, wohin uns nun eben die Füße tragen; sonst könnten wir, ohne es zu merken, anstatt nach Corinth, auf der Straße nach Babylon oder Bactra wandern: und es wäre sehr übel gethan, uns dem Zufalle zu überlassen, in der Meinung, der nächste beste Weg, den wir einschlagen, werde just auch der richtige seyn. Unmöglich ist es freilich nicht, daß wir den rechten treffen, und wohl mag sich’s, unter tausend Fällen, Einmal schon so glücklich gefügt haben. Allein, da die Sache so wichtig ist, so dürfen wir sie nicht wie ein Würfelspiel behandeln, und unsere Hoffnung auf eine so gefährliche Spitze stellen.[2] Wir hätten wahrhaftig keinen Grund, die Fortuna anzuklagen, wenn sie (blind, wie sie ist) bei den vielen tausend Punkten, nach welchen sich ihr Pfeil verirren konnte, nun einmal den Einzigen rechten nicht getroffen hätte: gieng es doch dem großen Homerischen Bogenschützen selbst nicht besser (Teucer, denke ich, war es), der, anstatt der Taube, die er treffen


  1. D. h. nach dem Nordlande.
  2. Die Urschrift fügt hinzu: „noch, wie das Sprichwort sagt, über das Aegäische und Ionische Meer in einem Schilfkorbe schiffen wollen.“
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0541.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)