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der Philosophen, unter welchen er wählen soll, zu beobachten im Stande ist, die bessere Schule von der minder guten unterscheiden?

Hermotimus. Was kümmert mich das? Sprach ich denn zu einem Blinden, Lycinus?

Lycinus. Gleichwohl, mein Lieber, sollten so große und allen Menschen nützliche Dinge auch ein für Alle erkennbares Merkmal haben. Indessen mögen, wenn du so willst, die Blinden immer von der Philosophie ausgeschlossen bleiben, weil sie nun einmal – blind sind: wiewohl gerade diese am nöthigsten hätten, sich über ihr Unglück mit den Tröstungen der Weisheit zu beruhigen. Allein sogar die Sehenden, und wenn sie noch so scharfsichtig sind, wie können sie aus dem äußerlichen Aufzug die Eigenschaften der Seele erkennen?

20. Und doch handelt sich’s hier nur von den Letztern. Denn nicht wahr, nur die Bewunderung der geistigen und sittlichen Vorzüge dieser Männer und das Verlangen nach gleicher Vervollkommnung war es, was dich zu denselben hinzog?

Hermotimus. Allerdings.

Lycinus. Wie warst du also im Stande, an jenen bloß äußerlichen Kennzeichen den wahren Philosophen von dem falschen zu unterscheiden? Dergleichen Eigenschaften liegen doch wohl nicht so flach zu Tage, sondern treten erst nach und nach in Reden und Handlungen und nach einem langen Umgange aus ihrem geheimnißvollen Dunkel hervor. Du kennst ohne Zweifel den Vorwurf, den einst Momus dem Vulkan machte? – Nicht? So höre. Minerva, Neptun und Vulkan, so erzählt der Mythus, stritten einst mit einander,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 533. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0533.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)