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Lycinus. Das hast du nicht zu befürchten, guter Hermotimus: für heute sind Ferien angesagt; du kannst also das Uebrige des Weges ersparen.

Hermotimus. Wie verstehe ich das?

Lycinus. Du wirst ihn heute gar nicht zu sehen bekommen, wenn anders dem öffentlichen Anschlag zu glauben ist, den ich vorhin über seiner Thüre sah; dort steht nämlich mit großen Buchstaben auf einem Täfelchen geschrieben: Heute sind keine philosophischen Unterredungen. Wie ich mir habe sagen lassen, so speiste der gute Mann gestern bei dem verehrten Eukrates, welcher zur Feier des Geburtstages seiner Tochter ein großes Gastmahl gab. Das Gespräch kam auf philosophische Gegenstände, an welchen er den lebhaftesten Antheil nahm: besonders aber ereiferte er sich in einem Streit mit dem Peripatetiker Euthydémus über die Punkte, worin sie von den Stoikern abgehen. Das heftige Geschrei, die Erhitzung, und die lange Dauer des Gelages, das sich tief in die Nacht hineinzog, hätten ihm, wie man erzählt, Kopfschmerz verursacht. Ohne Zweifel trank er dabei etwas über Durst; die Gäste werden’s ihm wohl, wie es zu geschehen pflegt, mehrmals zugebracht haben: auch aß er wohl mehr, als für seinen alten Magen gut war. Daher soll er bei seiner Nachhausekunft ein starkes Erbrechen bekommen, und sich kaum noch Zeit genommen haben, alle die Stücke Fleisch, die er seinem bei der Tafel hinter ihm stehenden Diener zugeschoben hatte, sich vorzählen zu lassen und sorgfältig zu versiegeln. Hierauf hätte er sich, mit dem Befehl, Niemand einzulassen, zu Bette gelegt, und schlafe bis auf diese Stunde. Dieß erzählte in meinem Beiseyn sein

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 525. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0525.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)