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Hermotimus. Wie sollte ich’s, mein bester Lycinus? ich, der nun erst anfängt, den rechten Weg, der zu demselben führt, vor sich zu sehen? Ach mein Freund, es ist wie Hesiod sagt:[1] die Tugend wohnt auf einer fernen, steilen Höhe; der Weg zu ihr ist lange, rauh, und kostet den Wanderer des Schweißes nicht wenig.

Lycinus. Wie, Hermotimus, du hättest also noch nicht genug geschwitzt und gewandert?

Hermotimus. O nein! denn wäre ich schon auf der Höhe, nichts sollte mich hindern, mein Glück in aller Fülle zu genießen. Für jetzt aber fange ich erst an zu steigen.

3. Lycinus. Aber derselbe Hesiod sagt ja auch: „der Anfang ist der ganzen Arbeit Hälfte.“[2] Und so werde ich wohl nicht Unrecht haben, wenn ich sage, du seyst nun schon auf der Mitte deines Pfades.

Hermotimus. Noch lange nicht, mein Lieber! Denn da wäre schon viel überstanden.

Lycinus. Nun so sage: wie weit bist du denn bis jetzt gekommen?

Hermotimus. Noch bin ich ganz unten am Fuße des Berges: aber ich strenge alle Kraft an, emporzuklimmen. Der Pfad ist so schlüpfrig und holpricht, und ohne eine hülfreiche Hand geht’s nicht.

Lycinus. Nun, dein Meister ist der Mann, sie dir zu bieten; er wird, wie der Homerische Jupiter eine goldene Kette, so seine Weisheitslehren von der längst erstiegenen

Anmerkungen

  1. Werke und Tage v. 288 f.
  2. Ebendas. v. 40.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0517.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)