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18. Etwas Aehnliches trug sich, wie man erzählt, unter dem ersten Augustus zu. Dieser hatte, zufolge eines sehr gerechten Ausspruches, einen Mann, der eines schweren Verbrechens fälschlich angeklagt war, für unschuldig erklärt. Der Losgesprochene wollte ihm danken, und rief mit lauter Stimme: „Ich danke dir, Kaiser, daß du so übel und ungerecht gerichtet hast!“ Die Begleitung des Kaisers wollte in der ersten Entrüstung über den Menschen herfallen, und würde ihn zerrissen haben, hätte der Monarch nicht mit den Worten gewehrt: „Gebt euch zufrieden! wir müssen nicht darauf sehen, was er gesagt, sondern wie er es gemeint hat.“ So der Kaiser. Du aber magst auf meine Gesinnung oder auf das Wort sehen, das meine Zunge sprach, jedenfalls wirst du finden, daß jene wohlmeinend, dieses von guter Vorbedeutung war.

19. Doch ich sehe, daß ich geschwätzig genug geworden bin, um mit Recht fürchten zu müssen, ich möchte gar in den Verdacht gerathen, den Fehler absichtlich gemacht zu haben, nur damit ich diese Apologie schreiben könnte. Und gleichwohl wollte ich, mein lieber Aesculap, diese Blätter müßten so sehr gefallen, daß man sie nicht sowohl für eine wirkliche Schutzrede, als für einen Aufsatz halten möchte, den ich über eine gesuchte Veranlassung in der Absicht schrieb, eine Talentprobe abzulegen.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0508.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)