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geschrieben steht, und im Gegentheil jedes braven Manne Pflicht ist, thätig zu seyn; wie könnte man seine Kräfte zweckmäßiger verwenden, als wenn man in Gemeinschaft befreundeter Männer für das allgemeine Beste arbeitet, und seine Treue, seinen Eifer, seine Liebe zum anvertrauten Berufe vor aller Welt bethätigt, um nicht eine träge Masse zu seyn, die, wie Homer sagt,

– – nutzlos die Erde belastet – ?[1]

15. Endlich muß ich meine Tadler erinnern, vor allen Dingen zu bedenken, daß sie es nicht mit einem Manne zu thun haben, der sich für einen Weisen ausgibt (ob es einen wirklichen gibt, laß ich dahin gestellt seyn), sondern mit einem Manne von ganz gewöhnlichem Schlage, der sich ein wenig im Reden und Schriftstellern versucht und damit ein bescheiden Theil von Beifall davon getragen, im Uebrigen zu der hohen Tugendübung unserer philosophischen Koryphäen sich in seinem Leben nicht emporgeschwungen hat – ein Umstand, der mir um so weniger Kummer macht, als ich überhaupt noch Keinen getroffen habe, der Das, was der Name Weiser verspricht, vollständig geleistet hätte. Besonders aber sollte es mich an dir wundern, mein Sabinus, wenn du mir wegen meiner jetzigen Lage Vorwürfe machen wolltest, da ich Derselbe bin, den du vor langer Zeit auf deiner Reise nach den westlichen Küstenländern in Gallien trafst, wo ich als angestellter Lehrer der Rhetorik schon damals einen sehr großen Gehalt aus öffentlichen Kassen bezog, und zu den bestbesoldeten Sophisten gezählt wurde.


  1. Il. XVIII, 104.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 496. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0496.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)