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gebe dir also nur das Einzige zu bedenken, daß es ein himmelweiter Unterschied ist, ob sich Einer in das Haus irgend eines Reichen verdingt, um Knechtsdienste zu thun, und sich Alles gefallen zu lassen, was mein Büchlein des Nähern besagt; oder ob Einer im Staatsdienste stehend an den öffentlichen Geschäften nach Vermögen Antheil nimmt, und dafür vom Kaiser seinen Gehalt empfängt. Betrachte diese beide Verhältnisse, jedes für sich, etwas genauer, und du wirst finden, daß sie, wie die Musiker sprechen, um zwei ganze Octaven aus einander liegen, und daß sie sich nicht ähnlicher sehen, als das Blei dem Silber, das Erz dem Golde, die Anemone der Rose, und der Affe dem Menschen. Eine Unterordnung unter einen Höhern um einen bestimmten Sold findet allerdings auch hier Statt, wie dort; allein das Dienstverhältniß selbst ist ein ganz anderes. Dort ist es die erklärteste Knechtschaft: Die, welche sich auf jene Bedingungen eingelassen haben, unterscheiden sich nur sehr wenig von den hausgebornen oder angekauften Sclaven; während Männern meiner Klasse die wichtigsten Staatsangelegenheiten durch die Hände gehen, wodurch sie in den Stand gesetzt sind, ganzen Städten und Provinzen sich nützlich zu machen. Wie unbillig wäre es also, bloß deßwegen, weil wir besoldet sind, verächtlich von uns zu sprechen, und uns in die Classe jener Erstern herabzuziehen, um die Diesen geltende Anklage auch auf uns auszudehnen? Wollte man Das, so müßte man überhaupt alle kaiserlichen Bedienungen verwerfen: und die Präfekten ganzer Provinzen, die Oberbeamten in den Städten, die Befehlshaber von Legionen und ganzen Armeen, würden gleichfalls sehr übel daran gethan haben, solche Stellen anzunehmen,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 493. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0493.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)