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2. So ungefähr magst du zu dir selbst gesprochen haben; und es steht von deiner Freundschaft zu erwarten, daß du gesonnen bist, diese deine Gedanken auch mir in Gestalt einer zweckmäßigen Zurechtweisung beizubringen, wie sie sich von einem braven Mann und Philosophen, wie du bist, nicht anders vermuthen läßt. Ich will nun Dieß, an deiner Statt, selbst thun; und wenn es mir gelingen, wenn ich deine Rolle deiner nicht unwürdig spielen sollte, so soll Hermes Logios[1] sein Opfer haben: wo nicht, so magst du selbst das Mangelhafte ergänzen. – So wandle sich denn also die Scene: du bist der Sprechende, ich der Schweigende; willig unterwerfe ich mich Allem, was du, als mein Arzt, zu meiner Rettung vorzunehmen für nöthig hältst; schneide, brenne, lege die äzendsten Mittel auf meinen Schaden: ich werde stille halten. Du ergreifst also das Wort, mein lieber Sabinus, und sprichst folgendermaßen:

3. „Es war eine Zeit, Freund Lucian, wo jene Schrift sowohl in den zahlreichen Versammlungen, denen du dieselbe vorlasest (wie ich von Ohrenzeugen weiß), als auch bei solchen Gelehrten den verdienten Beifall fand, welche dieselbe eines besondern und aufmerksamern Studiums würdigten. Man lobte an ihr die unterhaltende Mannigfaltigkeit ihres Inhalts und das Wohlgewählte und Gefällige des Ausdrucks, so wie die Sachkenntniß und Aufrichtigkeit, womit du deinen


den Gebrauch seiner Augen wieder erhalten haben soll. Also wäre der Sinn dieser Stelle: „ein Widerruf in’s Schlimmere und nicht in’s Bessere, wie jener des Stesichorus.“

  1. Merkur, als Gott der Beredtsamkeit.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 485. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0485.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)