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deines Weines verrathe, was für ein gering geachteter Gast du bist. Doch, möchte dein Getränke auch noch so schlecht seyn, wenn du wenigstens nur nach Durst davon bekämest! So aber fordere einmal um das andere, der Bediente ist

– – – dem nichts Vernehmenden ähnlich.[1]

27. Vieles also, ja man kann sagen Alles an einer solchen Tafel wird für dich zur Quelle des Verdrusses: doch kränkender noch als alles Bisherige muß es dir seyn, wenn einem verdorbenen Jungen, der zu schändlichen Diensten sich hergibt,[2] einem Tanzmeister oder einem lüderlichen Bürschchen aus Alexandrien, der Ionische Buhlerliedchen zu singen weiß, weit mehr Ehre angethan wird, als dir. Aber wie könntest du auch eine Auszeichnung verlangen, die nur Leuten zu Theil wird, welche so verführerische Talente haben und geheime Liebesbriefchen so geschickt zuzustecken wissen.[3] Du drückst dich also vor Scham und Unmuth in den äußersten Winkel des Saales, seufzest über dein Mißgeschick und klagst die Glücksgöttin an, daß sie dir von der Gabe zu gefallen auch nicht das Mindeste beschieden. Wie gerne wolltest du, denke ich, solche Liebesliedchen verfertigen, oder wenigstens die Gabe besitzen, die von Andern verfertigten artig abzusingen? Denn daß nur durch solche Dinge Beifall und Geltung erworben wird, ist dir nun deutlich genug geworden. Ja, es käme dir nicht darauf an, wenn es seyn müßte, sogar die Rolle eines Zauberkünstlers oder eines der


  1. Iliade XXIII, 430.
  2. Einem Cinäden.
  3. „so verführerische – wissen.“ Wieland.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0469.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)