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20. Mit solchen Worten ungefähr wird er dich in deinen Hoffnungen gewaltig wankend machen, und dich dahin zu bringen wissen, daß du leichter zu behandeln bist. Du hattest von Talenten und Zehentausenden, von Landgütern und Dörfern geträumt: nun merkst du nachgerade, daß der Mensch ein Filz ist. Gleichwohl nimmst du seine Versprechungen mit Devotion an, und hältst das Wort: „Alles soll zwischen uns gemeinschaftlich seyn,“ für zuverläßig und gewiß, ohne zu bedenken, daß dergleichen Zusagen

Nur die äußersten Lippen, und nicht den Gaumen dir netzen.[1]

Endlich, weil du dich zu fordern schämst, überlässest du es ihm selbst, Etwas zu bestimmen. Er erklärt, Dieß in keinem Falle thun zu wollen, fordert aber einen der anwesenden Freunde auf, in’s Mittel zu treten und einen Vorschlag zu machen, nach welchem weder ihm, der noch viele andere und nöthigere Ausgaben habe, eine zu schwere Forderung auferlegt, noch dir eine zu geringe Belohnung geboten werde. Dieser Freund nun, ein alter Fuchs, von Jugend auf in den Künsten der Augendienerei geübt, nimmt das Wort und sagt: „du wirst wohl nicht läugnen wollen, mein Bester, daß kein glücklicherer Mann in ganz Rom ist, als du, dem ein Glück zufiel, das von den Vielen, die noch so eifrig darnach streben, immer noch Wenigen zu Theil werden wird, ich meine die Ehre, der Gesellschafter und Tisch- und Hausgenosse eines der ersten Römischen Großen geworden zu seyn. Wahrhaftig, das muß dir, wenn du vernünftig bist, mehr gelten, als


  1. Iliade XXII, 495.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0460.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)