Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hättest! Nun ist das Füllhorn des Glückes dein, und sogar die Hühner werden dir Milch geben.[1] Und damit jener Kranz nicht aus bloßem Laub bestehe, müssen nun zum Ersatz für das ausgestandene viele Ungemach die größten Vortheile dir erwachsen, es muß dir ein sehr ansehnlicher Ehrensold ausgesetzt und in jedem Augenblicke, wo du ihn brauchst, ohne Schwierigkeit ausgezahlt werden; die Achtung, mit welcher man dir begegnet, wird dich vor allen gewöhnlichen Leuten auszeichnen; jene Plackereien, das Stehen im Koth, das Laufen, das Harren vor der Thüre, das Durchwachen der Nächte hat nun ein Ende, du kannst dich nun bequem auf dein Ruhepolster legen, wonach du dich so sehr sehntest, und dich ganz allein den Beschäftigungen widmen, wegen deren du gleich anfangs angenommen worden bist, und wofür du deinen Gehalt beziehst. – Ja, mein lieber Timokles! so sollte es seyn: und man könnte sich das Unglück endlich noch gefallen lassen, ein so leichtes, bequemes und obendrein noch vergoldetes Joch zu tragen. Aber ach! daran fehlt viel, oder richtiger, es fehlt Alles. Glaube mir, in dem Verhältniß eines gelehrten Hausfreundes gibt es tausenderlei Dinge, die einem freien und edeldenkenden Manne unerträglich fallen müssen. Doch lasse dir eine Reihe solcher Situationen schildern, und entscheide dann selbst, ob es ein Mann, der sich auch nur einen geringen Grad wissenschaftlicher Bildung gegeben, in einer solchen Lage aushalten kann.


  1. Ein Griechisches Sprüchwort; in unserer Volkssprache ist das ähnliche: Wer Glück hat, dem kalbt ein Ochs.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0453.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)