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im Stande, die mannigfaltigen Arten von Martern zu schildern, welche seine erfinderische Grausamkeit ersann, und mit welchen er auch seine nächsten Freunde und Verwandte nicht verschonte? Daß diese meine Angaben keine grundlosen Verläumdungen sind, davon kannst du dich sogleich überzeugen, wenn du die Schatten der von ihm Gemordeten herbeirufen willst. Doch da sind sie ja schon, ungerufen, wie du siehst; sie drängen sich um ihn her und wollen ihn bei der Kehle fassen. Siehe, Rhadamanthus, diese Alle verloren ihr Leben durch den Bösewicht. Die Einen wurden in der Stille aus der Welt geschafft, weil sie schöne Weiber hatten, die Andern mußten sterben, weil sie über die Entehrung ihrer Kinder ihren Unwillen laut werden ließen, wieder Andere, weil sie reich waren, und endlich Viele, weil sie Männer von Geschick, Einsicht und Rechtschaffenheit waren, die eine solche Regierung verabscheuten.

27. Rhadamanthus. Was sagst du dazu, Verruchter?

Megapenthes. Die Mordthaten und Hinrichtungen läugne ich nicht: aber alles Uebrige, daß ich Gattinnen verführt, Jünglinge entehrt, Jungfrauen geschändet hätte, das Alles hat Cyniskus über mich gelogen.

Cyniskus. Auch dafür werde ich Zeugen beibringen, Rhadamanth.

Rhadamanthus. Welche denn?

Cyniskus. Rufe mir seine Lampe und sein Bett herbei, Merkur! Sie werden nicht entstehen, alle die Schandthaten zu bestätigen, deren Zeugen sie gewesen sind.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0436.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)