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Rhadamanthus. Führe sie herbei, Tisiphone; und du, Merkur, nenne sie einzeln und rufe sie vor.

Cyniskus. O Rhadamanthus, bei Jupitern, deinem Vater, bitte ich dich, laß mich zuerst rufen, beginne mit mir dein Verhör!

Rhadamanthus. Warum das?

Cyniskus. Ich bin entschlossen, diesen Tyrannen vieler Uebelthaten wegen anzuklagen, die er in seinem Leben begangen und die mir wohl bekannt sind. Allein man würde meiner Aussage wenig Glauben beimessen, wenn nicht zuvor am Tage wäre, Wer ich bin, und wie ich selbst gelebt habe.

Rhadamanthus. Nun Wer bist du also?

Cyniskus. Ich heiße Cyniskus, und bin, meinen Grundsätzen nach, ein Philosoph.

Rhadamanthus. Tritt herbei; du sollst der Erste seyn, den ich richte. Merkur, lade die Ankläger des Cyniskus vor.

24. Merkur. Wofern Einer wider gegenwärtigen Cyniskus eine Klage anzubringen hat, der komme herbei.

Cyniskus. Es meldet sich Niemand.

Rhadamanthus. Ich bin damit noch nicht zufrieden: du mußt dich nun auch noch entkleiden, damit ich deine Malzeichen untersuchen kann.

Cyniskus. Wie? du meinst, ich wäre irgendwo gebrandmarkt?

Rhadamanthus. Jede Uebelthat, die ein Sterblicher in seinem Leben begangen, läßt auf seiner Seele ein gewisses, kaum merkliches, Brandmal zurück.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0433.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)