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fröhnten, nur Freunde deiner Herrschaft, nicht deiner Person waren?

Megapenthes. Und gleichwohl, wie oft brachten sie an meiner Tafel Libationen für mein Wohl dar, und wünschten mir mit lauter Stimme alles Gute! Wie oft erklärte sich Jeder von ihnen zu sterben bereit, wenn er mein Lebten damit erkaufen könnte! Kurz ich war ihr Ein und Alles, der Genius, bei dem sie schworen.

Clotho. Und wisse: Einer von Diesen, bei welchen du gestern speistest, ist dein Mörder; der letzte Becher, den man dir reichte, hat dich hieher befördert.

Megapenthes. Das war’s also, warum er so besonders bitterlich schmeckte? Was trieb denn Jenen zu dieser That?

Clotho. Du machst zu viele Fragen; du solltest längst im Schiffe seyn.

12. Megapenthes. Eins ist’s eigentlich, Clotho, was mich am meisten drückt, und weswegen ich so sehnlich wünsche, nur auf einige Augenblicke in’s Leben zurückzukehren.

Clotho. Nun das muß was Wichtiges seyn: sag’ an.

Megapenthes. Ich hatte einen Sclaven, mit Namen Carion, der, wie ich vermuthe, mit Glycerion, einem jungen Mädchen aus meinem Gehege, seit längerer Zeit Bekanntschaft hatte. Dieser hatte kaum gehört, daß ich todt sey, als er sich Abends spät in das Gemach schlich, wo man mich – ohne mir eine Wache beizugeben – hingelegt hatte. Diese Gelegenheit machte sich Carion zu Nutzen, verschloß die Thüre, und that mit Glycerion so schamlos vertraut, als

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0423.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)