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21. Philosophie. Nun gut, wir sind zur Stelle. Hier, in der Vorhalle des Minervatempels laßt uns Gericht halten. – Priesterin, besorge die Sitze! – Wir wollen unterdessen der Göttin unsere Verehrung darbringen.

Lucian. O Minerva, Schirmerin der Stadt, sey mein Beistand im Kampfe gegen meine übermüthigen Feinde, und erinnere dich der falschen Eidschwüre, die du täglich aus ihrem Munde vernimmst! Du allein, Wächterin dieser Stadt, siehest ihr ganzes Thun und Treiben. Jetzt ist die Stunde gekommen, Rache an ihnen zu nehmen. Solltest du aber sehen, daß ich überwältigt würde, und der schwarzen Steine mehr, als der weißen, fallen, so lege den Deinigen dazu, und rette mich! –

22. Philosophie. Wohlan! Wir sitzen nun zu Gerichte, und sind bereit anzuhören, was ihr beiderseits zu sagen habt. Weil es aber nicht angeht, ihr Kläger, daß ihr Alle zugleich sprecht, so wählet Einen aus eurer Mitte, welchen ihr dazu für den Geschicktesten haltet, der in eurem Namen die Anklage nebst Beweis vorbringen soll. Sodann wirst du, Freymund, mit deiner Vertheidigung auftreten.

Die Auferstandenen. Wer ist nun wohl von uns der Geschickteste, unsere Sache zu führen?

Chrysippus. Wer anders, als du, Plato? Du besitzest Alles, was dazu nöthig ist, in vollem Maaße, Reichthum und Großartigkeit der Gedanken, hinreißende Anmuth und ächt Attischen Wohllaut der Sprache, dazu Scharfsinn in Auffindung der Beweise, und die Kunst, jeden derselben am rechten Orte und so anzubringen, daß dem Zuhörer die Beistimmung

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0383.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)