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der Akademie zurückkommen, um in der Pöcile[1] spazieren zu gehen; so bringt es ihre stete Tagesordnung mit sich. Wahrhaftig, sie kommt schon. Siehst du dort die in dem würdigen Aufzuge, mit dem milden Ausdrucke des Gesichts, die so nachdenklich und ruhig einhergeht?

Lucian. Ich sehe ihrer Mehrere, die sich an Tracht, Gang und Haltung ganz ähnlich sind; und doch kann wohl nur Eine unter ihnen die wahre Philosophie seyn.

Plato. Allerdings. Sie wird sich dir sogleich selbst zur erkennen geben, sobald sie nur zu reden angefangen haben wird.

14. Philosophie. Ha! was seh ich? Plato, Chrysippus, Aristoteles, und alle übrigen Häupter unserer Wissenschaft, auf der Oberwelt? Was führt euch wieder in’s Leben zurück? Habt ihr Verdruß da unten gehabt? Wenigstens macht ihr bitterböse Gesichter. Und wer ist denn der Gefangene da, den ihr mit euch führt? Wohl ein Dieb, ein Mörder, oder ein Tempelräuber?

Plato. Etwas weit Aergeres noch, als alle Tempelräuber, so wahr Jupiter lebt. Er hat sich erfrecht, dich, heiligste Philosophie, und uns Alle zu lästern, die wir das, was wir von dir empfangen, der Nachwelt überliefert haben.

Philosophie. Und darüber könnt ihr euch so ereifern? Wisset ihr nicht, was ich Alles von der Komödie bei den Dionysien über mich sagen lassen mußte? Und dennoch hielt ich gute Freundschaft mit ihr, und ließ es mir nicht einfallen,


  1. Gemähldehalle zu Athen, wo die Stoiker lehrten, die davon ihren Namen hatten (στοά, Halle).
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0377.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)