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oder gar sein Urtheil an mich verkaufen könnte. Hört also: die Philosophie soll in Gemeinschaft mit euch selbst zu Gerichte sitzen.

Plato. Und wer soll denn anklagen, wenn wir die Richter sind?

Lucian. Ihr sollt Ankläger und Richter zugleich seyn. Auch das macht mir nicht bange: so gewichtig ist die Gerechtigkeit meiner Sache, und so gewiß bin ich, mich mehr, als nöthig ist, rechtfertigen zu können.

10. Plato. Was sollen wir thun, Pythagoras und Socrates? Es kommt mir vor, der Mann hat so Unrecht nicht, wenn er vor ein förmliches Gericht gestellt zu werden verlangt.

Socrates. Schreiten wir immerhin zu dieser Verhandlung. Wir wollen die Philosophie zuziehen, und hören, was er wohl zu seiner Vertheidigung verbringt. Jemand ungehört verdammen, ist roh und gemein, und schickt sich bloß für leidenschaftliche Menschen, die ihre Rechtsgründe in der Faust haben, nicht aber für uns Weise. Wir würden unsern Verläumdern erwünschten Stoff geben, wenn wir einen Menschen, ohne ihn sich vertheidigen zu lassen, steinigten, zumal da wir Verehrer der Gerechtigkeit seyn wollen. Oder wie könnten wir uns noch über das Verfahren des Anytus und Melitus, meiner beiden Ankläger, und derer, die damals zu Gerichte saßen, beschweren, wenn dieser von unserer Hand gestorben wäre, ohne daß wir seiner Verantwortung auch nur einen Augenblick unsere Ohren geliehen hätten?

Plato. Vortrefflich erinnert, Socrates! Wir wollen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0374.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)