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Plato. Possen! Heute noch sollst du sterben, und alsbald

Hüllt dich ein steinerner Rock für das Unheil, das du gehäuft hast.[1]

Lucian. So wisset denn, wenn ihr mich tödtet, so tödtet ihr den Mann, der allein unter Allen euer Lob verdiente, der euch befreundet, euch von Herzen zugethan, und, wenn es nicht anmaßlich klingt, der unermüdliche Pfleger und Verfechter eurer Studien war. Sehet zu, daß ihr nicht durch Leidenschaftlichkeit, Undank und Uebereilung gegen den, der euch Gutes erwiesen, die Handlungsweise der heutigen Philosophen anzunehmen scheinet.

Plato. Höret den Unverschämten! Also noch zu Danke hast du uns durch deine Lästerungen verpflichtet? Glaubst du denn wirklich, Sclaven vor dir zu haben? Meinst du, ein so übermüthiges, rohes Geschwätz lassen wir uns noch als eine Wohlthat in Rechnung bringen?

6. Lucian. Wie, wo und wann habe ich denn euch übermüthig behandelt? War ich nicht jederzeit ein Verehrer der Philosophie und euer bewundernder Lobredner? Waren nicht eure hinterlassenen Schriften mein liebster Umgang? Und alles das, was ich schreibe, lege ich es der Welt nicht als einen Beweis vor, wie Vieles ich euch verdanke, und wie ich nach Bienensitte aus euern Schriften Honig sammle? Und alle die, welche mich mit Beifall lesen, kennen jede Blume, und wissen, wo und von wem und wie ich sie pflückte. Mit dem Lobe, das sie meiner Blüthenlese zollen, preisen sie


  1. Il. III, 57.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0371.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)