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Merkur. Der kommt eben recht. Gar Viele von denen, die sich bei diesem Verkauf eingestellt haben, scheinen nur auf ihn zu warten. – He! ich verkaufe nun die Tugend selbst, die vollkommensten Lebensmaximen! Wer hat Lust, Alles allein zu wissen?

Käufer. Wie ist denn das zu verstehen?

Merkur. Dieser da ist allein weise, allein schön, allein rechtschaffen, allein tapfer, er ist Herrscher, Redner, reicher Mann, Gesetzgeber, kurz er ist Alles in Allem.

Käufer. Das wäre! Ist er denn auch der einzige Koch, oder gar Gerber, Zimmermann und dergleichen?

Merkur. Das will ich meinen.

21. Käufer. So komm doch näher, du Wundermann, und sage mir, deinem Käufer, wer du bist? Verdrießt dich’s denn nicht, verkauft zu werden und ein Knecht zu seyn?

Chrysippus. Im Geringsten nicht. Dergleichen hängt nicht von uns ab, und was nicht von uns abhängt, ist gleichgültig.

Käufer. Das verstehe ich nun einmal nicht.

Chrysippus. Du weißt also auch nicht, daß von diesen Dingen die einen vorziehlich, die andern nicht vorziehlich sind?

Käufer. Das verstehe ich eben so wenig.

Chrysippus. Ich glaube es gerne: du bist an unsere Ausdrücke nicht gewöhnt, und hast keine erfassende Einbildungskraft. Wer aber unsere logische Theorie tüchtig erlernt hat, weiß nicht nur dieß, sondern weiß auch, was Symbama und Parasymbama ist, und kennt den qualitativen und quantitativen Unterschied derselben.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke: Die Versteigerung der philosophischen Orden. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0356.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)