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Jupiter. Ganz recht.

Merkur. Herbei du! – Ein guter verständiger Charakter! Heda, wer kauft ihn? Wer will einen ganz heiligen Mann?

Käufer. Wer bist du denn deines Zeichens?

Sokrates. Ich bin ein Knabenliebhaber und kundig der Liebeskunst.

Käufer. Da kann ich dich in meinem Hause nicht brauchen. Mein Sohn, für den ich einen Erzieher suche, ist ein hübscher Junge.

Sokrates. Wie könntest du diesem schönen Jüngling einen bessern Begleiter geben, als eben mich? Ich bin ja nicht in den Leib verliebt, sondern finde nur die Seele schön. Sey versichert, wenn der schönste Junge mit mir unter Einer und derselben Decke geschlafen hat, so wirst du doch aus seinem eigenen Munde hören, daß ich ihm nichts zu Leide that.

Käufer. Ich möchte es doch nicht darauf ankommen lassen. Ein Knabenliebhaber seyn, und nur auf die Seele operiren? Zumal, wenn der Liebling mit ihm unter Einer Decke liegt, und ihm gänzlich zu Gebote steht?

Sokrates. Ich schwöre dir’s bei’m Hund und bei’m Platanusbaum, daß es sich so verhält.

Käufer. Hercules, was für sonderbare Götter!

Sokrates. Wie, du meinst, der Hund wäre kein Gott? Weißt du denn nichts von dem großen Anubis in Aegypten, von dem Sirius am Himmel und dem Cerberus in der Hölle?

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke: Die Versteigerung der philosophischen Orden. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0353.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)