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Ja, wenn ich das Dach einer Schildkröte, oder den Panzer eines Krebses auf mir liegen hätte.

Diogenes. Du wirst es wenigstens machen, wie es – mit einer kleinen Veränderung – bei Euripides[1] heißt:

Die Seel’ empfindet Schmerz, der Mund weiß nichts davon.

10. Das Hauptsächlichste aber, was du dir aneignen mußt, ist folgendes: Sey recht grob und unverschämt, und schimpfe Könige und gemeine Leute, Einen wie den Andern, in’s Angesicht. Das wird Aller Augen auf dich ziehen und machen, daß man dich allgemein für einen resoluten Kerl hält. Deine Sprache muß rauh, widerlich, holpricht klingen, ungefähr wie Hundegebell: eben so muß dein Gesicht in trutzige Falten gelegt, und dein Gang einem solchen Gesichte angemessen seyn: kurz Alles an dir sey thierisch und wild. Weg mit Schaam, Anstand, Bescheidenheit; und das Erröthen sey von deiner Stirne für immer verbannt. Gehe immer nur den Orten nach, wo die meisten Menschen sind: aber mitten unter diesen sey allein, vermeide alle Berührung mit Andern, gieb weder einem Bekannten noch einem Fremden Gehör, sonst wäre es um deine königliche Unabhängigkeit geschehen. Thue kecklich vor Aller Augen, was Andere auch im Verborgenen zu thun, Anstand nehmen würden. Von den verschiedenen Gattungen des Genusses sinnlicher Liebe wähle die wunderlichste. Und wenn du der Sache ein Ende machen willst, so friß einen rohen Polyp[2] oder einen Meerwurm


  1. Hippolyt. 622: „Die Zunge sprach den Schwur, er bindet nicht den Geist.“
  2. Wie Diogenes selbst gethan haben soll.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke: Die Versteigerung der philosophischen Orden. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0348.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)