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5. Pythagoras. Außerdem wirst du erfahren, daß du, der nur Einer zu seyn scheint, eigentlich gedoppelt bist. Der Eine erscheinst du, der Andere bist du.

Käufer. Was sagst du? Ich bin ein Anderer, und nicht eben der, welcher in diesem Augenblicke mit dir spricht?

Pythagoras. Jetzt zwar bist du dieser: aber ehemals erschienst du in einem andern Leibe und unter einem anderen Namen. Seiner Zeit wirst du abermal in einen andern Körper übergehen.

Käufer. Du behauptest also, ich werde unsterblich seyn, und in vielerlei Gestalten verwandelt werden? –

6. Doch genug hievon. Sage mir, was ist deine gewöhnliche Kost?

Pythagoras. Thierische Nahrung genieße ich nicht: sonst esse ich alles, nur keine Bohnen.

Käufer. Warum denn letztere nicht? Hast du einen Abscheu davor?

Pythagoras. Das nicht: aber sie sind heilig. Die Bohne ist eine Frucht von wunderbarer Natur: für’s Erste ist sie lauter Saame; zweitens stellt sie, wenn man ihr, so lange sie noch grün ist, die Haut abzieht, das Bild der männlichen Geschlechtstheile dar; ferner werden gekochte Bohnen, wenn man sie eine gewisse Anzahl Nächte im Mondschein stehen läßt, zu Blut; und endlich, was noch das wichtigste ist, besteht zu Athen die gesetzliche Sitte, bei der Wahl der obrigkeitlichen Personen mit Bohnen zu stimmen.

Käufer. Vortrefflich! Mit welcher Weihe der Mann spricht! – Nun aber entkleide dich, ich muß dich auch nackt

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke: Die Versteigerung der philosophischen Orden. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0344.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)