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Charon. Brav, vortreffliche Clotho, herzhaft die Kerls gekreuzigt! die Köpfe ihnen abgehauen! Sie sollen erfahren, daß sie Menschen sind! Bis dahin mögen sie immer höher stehen als Andere; ihr jäher Sturz wird dann nur um so erbärmlicher seyn. Habe ich sie nur einmal in meinem Nachen, wie ich sie auslachen will! Ich werde Jeden von ihnen wieder erkennen, so nackt und bloß sie erscheinen werden nach Zurücklassung ihrer Purpurmantel, Diademe und goldenen Stühle.

15. Merkur. Das wird das Schicksal dieser Großen seyn. Sieh’ aber nun auch diese übrige Menschenmenge, Freund Charon, hier diese Seefahrer, dort jene streitenden Kriegsheere; da Leute, die sich vor Gericht herumzanken, dort Arbeiter auf dem Felde; hier reiche Wechsler, dort Bettler.

Charon. Welch buntes, verwirrtes Gewimmel! Diese Städte kommen mir vor wie Bienenstöcke, wo Jeder seinen eigenen Stachel hat, und seinen Nachbar zu stechen sucht. Einige wenige gleichen den Wespen: sie fallen über den Schwächern her und plündern ihn aus. Ein Schwarm kaum sichtbarer Nebelgestalten umflattert beständig diese Menge: was sind das für Wesen, Merkur?

Merkur. Dieß sind die Hoffnungen, Charon, die Besorgnisse, die Thorheiten, die Lüste, die Geldsucht, der Zorn, der Haß und andere Genien dieser Art. Die meisten von ihnen, als: die Thorheit, der Haß, der Zorn, die Eifersucht[WS 1], die Unwissenheit, die Rathlosigkeit, die Geldsucht, haben sich unter den Menschen niedergelassen, und leben in wahrer Staatsgemeinschaft mit ihnen: die Furcht aber und die Hoffnungen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Eifersu cht
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0321.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)