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Crösus. Das wolle Gott verhüten!“

Solon. Ferne sey es immer! Aber wirst du nun
„zugeben, daß Eisen das Bessere ist?“

Crösus. Wie? Du wärest also der Meinung, ich
„sollte dem delphischen Gotte eiserne Ziegel zum
„Geschenke machen, und meine goldenen wieder holen
„lassen?“

Solon. Apoll bedarf des Eisens eben so wenig.
„Magst du Gold oder ein anderes Metall nach Delphi
„stiften, so wird es nur für die Phocenser,
„Böotier oder Delphier selbst, oder irgend einen
„Despoten oder Räuber eine willkommene Beute
„seyn: der Gott wird sich wenig um die Arbeit deiner
„Goldschmiede bekümmern.“

Crösus. Immer ziehst du doch gegen meine Schätze
„zu Felde, aus Neid, wie mich dünkt.“

13. Merkur. Hörst du, Charon? die Freimüthigkeit und Wahrheit in diesen Aeusserungen ist dem Lydier unerträglich: es dünkt ihn gar zu seltsam, daß ein armer Kerl sich vor ihm nicht duckt, sondern frei heraussagt, was ihm auf die Zunge kommt. Aber er wird sich bald genug wieder des Solon erinnern, wenn er als des Cyrus Gefangener auf dessen Befehl auf den Scheiterhaufen gelegt werden wird. Ich habe nämlich die Clotho neulich in dem Buche des Schicksals lesen gehört; und da kam denn unter Anderem auch vor, Crösus werde von Cyrus gefangen genommen, Cyrus aber von jenem Massagetischen Weibe umgebracht werden. Du siehst sie doch, die Scythin auf dem weißen Pferde dort?

Charon. Recht gut sehe ich sie.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)