Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

du auch gehört, wie mein Bruder Hercules sich einst unter diese Last gestellt hat, um jenen Atlas auf eine Weile abzulösen und sich erholen zu lassen?

Charon. Gehört habe ich es wohl, Merkur: ob es aber wahr ist, werdet ihr, du und die Dichter, wissen.

Merkur. Die lautere Wahrheit, guter Charon. Warum sollten denn so weise Männer uns Lügen berichten? – Also, wohlan, laß uns zuerst den Ossa aus dem Grunde heben, wie uns der Gesang des großen Baumeisters Homer anweist,

– – – – dann auf den Ossa
Pelion’s Waldgebirg[1]

emporthürmen. – Siehst du, wie leicht und poetisch wir damit zu Stande gekommen sind? – Nun will ich hinaufsteigen und sehen, ob es hoch genug ist, oder ob wir noch darauf bauen müssen. –

5. O wehe! wir sind noch weit unter dem Himmel! Gegen Morgen wird kaum Ionien und Lydien sichtbar; auf der Abendseite sieht man nicht über Italien und Sicilien hinaus; gegen Mitternacht sehe ich blos bis an die Donau, und hier vor uns nur bis Creta, und das nicht ganz deutlich. Wir müssen auch noch den Oeta herbeischaffen, lieber Fährmann, und auf die andern Berge alle den Parnassus oben auf stellen.

Charon. Machen wir es so! Nur siehe zu, daß unser Werk, wenn wir es über alle Gebühr in die Höhe strecken, nicht am Ende baufällig wird, und wir nicht sammt


  1. Odyss. XI, 314.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0310.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)