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Sage mir lieber, was Socrates machte, und Diogenes, und wen du sonst von den Weisen sahest.

Menippus. Socrates? Nun der spaziert noch immer umher, und katechisirt Jeden zu Schanden, der ihm in den Weg kommt. Gewöhnlich sind Palamedes, Ulysses, Nestor und andere Schwätzer mit ihm zusammen. Wie ich ihn sah, waren ihm von seinem Schierlingstranke die Beine noch sehr aufgelaufen und angeschwollen. Unser vortrefflicher Diogenes aber hält sich immer in der Nähe von dem Assyrer Sardanapal, dem Phrygier Midas, und anderen solchen Goldmännern auf, wo er seine größte Lust daran findet, sie jammern und ihr vormaliges Glück überrechnen zu hören: bisweilen legt er sich auf den Rücken, und singt mit seiner rauhen, abscheulichen Stimme, so laut er kann, um ihr Geheul zu überschreien. Das kränkt denn diese Leute so sehr, daß sie wirklich darauf denken, in eine andere Gegend zu ziehen, um den unerträglichen Diogenes los zu werden.

19.[WS 1] Philonides. Genug hievon. Aber was ist denn das für ein Volksbeschluß, von welchem du anfänglich sagtest, daß er zum Nachtheile der Reichen gefaßt worden sey?

Menippus. Gut, daß du mich daran erinnerst. Ich wollte gleich anfangs davon reden, bin aber unvermerkt auf ganz andere Dinge zu sprechen gekommen. Während meiner Anwesenheit, in der Unterwelt also hatten die Gemeindehäupter eben eine Volksversammlung ansagen lassen, worin Angelegenheiten, das Gemeindewohl betreffend, verhandelt werden sollten. Die Todten strömten in Menge herbei. Ich mischte mich unter sie, und benahm mich sogleich als ein Mitglied dieser Versammlung. Nach mehreren Verhandlungen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 9.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0302.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)