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17. Philonides. Aber sage mir einmal, Menippus: stehen denn diejenigen, welche auf Erden kostbare und erhabene Grabmähler, Denksäulen, Statuen und Aufschriften haben, dort unten nicht in größern Ehren als die gemeinen Todten?

Menippus. Possen! Hättest du nur den Mausolus gesehen, jenen Carier, der durch sein Grabmal weltberühmt geworden ist, ich bin gewiß, du wärest des Lachens nicht satt geworden; so armselig lag er in einem Winkel unter dem Haufen der übrigen Todten versteckt, ohne, wie ich glaube, von seinem Grabmahl einen andern Vortheil als den zu haben, daß er unter einer ungeheuren Last schmachtete. Aeacus mißt Jedem, mein Freund, seinen Platz zu, und da dieser auf’s Höchste einen Fuß in die Breite beträgt, so muß man sich, so gut es gehen will, damit begnügen, und sich im Liegen fein hübsch zusammenziehen! Aber noch mehr Spaß hättest du gehabt, wenn du gesehen hättest, wie unsere ehemaligen Könige und Satrapen dort betteln gehen, oder aus Dürftigkeit Salzfische verkaufen, oder das Abc lehren, und dabei gleich den verächtlichsten Sclaven von dem Ersten Besten sich Grobheiten aller Art und sogar Ohrfeigen gefallen lassen müssen. Als ich vollends den macedonischen König Philipp sah, konnte ich gar nicht mehr an mich halten: man zeigte mir ihn, wie er in einem Winkel zusammengekauert um’s Geld zerrissene Schuhe flickte. Noch viele andere große Herrn, als Xerxes, Darius, Polycrates, konnte man an den Scheidewegen stehen und betteln sehen.

18. Philonides. Freund, diese Schilderung der Könige ist mir ein Bischen zu toll und gränzt an’s Unglaubliche.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)