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Diogenes. Und unter solchen Umständen hättest du länger leben wollen?

Der Bettler. Warum nicht? das Licht ist so freundlich; der Tod so furchtbar, so schauerlich.

Diogenes. Du faselst, alter Herr, und wiedersetzest dich dem Geschick wie ein eigensinniges Kind. Bist du doch fast so alt, als Charon, der Fährmann. Was kann man von jungen Leuten erwarten, wenn Menschen von diesem Alter noch in das Leben verliebt sind? Diese sollten ja den Tod sogar aufsuchen, als den besten Arzt für alle Beschwerden des hohen Alters. Doch – wir wollen gehen: man möchte, wenn man uns hier an dem Eingange herumschlendern sieht, auf den Verdacht gerathen, als hätten wir im Sinne durchzugehen.


XXVIII. Menippus und Tiresias.

1. Menippus. He blinder Tiresias – wiewohl, wir haben alle leere Augenhölen, und so ist schwer zu sagen, wer der blinde Phineus und wer der luchsaugige Lynceus ist – du warst ja ein Prophet und einmal ein Weib, ein andermal wieder ein Mann, wie ich von den Dichtern vernommen habe; sage mir nun doch in aller Welt, welches Leben hast du angenehmer gefunden, das eines Mannes, oder das eines Weibes?

Tiresias. Bei weitem das Letztere, Menippus: es ist um vieles bequemer; die Weiber herrschen über die Männer, und brauchen nicht in den Krieg zu gehen, oder auf den Stadtmauern Wache zu halten, noch auch in den Volksversammlungen

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0280.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)