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größten Theil von Ionien bis Milet erstreckt. Dabei war ich schön und groß, und ausdauernd in den Beschwerden des Krieges. Das Vornehmste aber ist, daß ich zu Halicarnaß ein ungeheures Grabmal auf mir liegen habe, dem kein anderes, weder an Größe noch an Schönheit der Ausarbeitung gleich kommt. Es prangt mit den vollendetsten Kunstwerken, mit Bildern von Menschen und Pferden aus dem schönsten Marmor, wie man nicht leicht an einem Tempel finden wird. Meinst du nun nicht, daß ich auf dieses Alles mit Recht stolz bin?

2. Diogenes. Wie? auf dein Königreich, auf deine Schönheit, und auf die Schwere deines Grabmals?

Mausolus. Allerdings.

Diogenes. Aber, mein schönster Mausolus, wo ist denn jetzt dein kräftiger Körperbau und dein schönes Gesicht? Wenn Einer entscheiden sollte, welcher von uns Beiden der Schönste wäre, so wüßte ich nicht, warum er deinem Schädel den Vorzug vor dem meinigen geben sollte. Wir sind Beide Kahlköpfe, grinsen mit den Zähnen, haben leere Augenhöhlen und Stülpnasen wie die Affen. Dein Grabmahl aber und das kostbare Gestein daran mag immerhin das Erste seyn, was die Halicarnassier den Fremden zeigen, stolz auf die Ehre, das große Prachtgebäude in ihren Mauern zu besitzen. Was aber du, mein Bester, für einen Genuß davon hättest, sehe ich wahrlich nicht ein: es müßte denn nur der seyn, sagen zu können, daß du eine größere Last tragest, als wir andern Alle, weil du eine so gewaltige Steinmasse auf dir liegen hast.

3. Mausolus. Das Alles sollte mir also zu nichts

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0271.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)