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Pluto. Guter Protesilaus, das ist eine Liebhaberei, die du mit allen Todten gemein hast: aber Keinem kann sein Wunsch erfüllt werden.

Protesilaus. Ach, Pluto, nicht das Leben ist’s, was ich liebe, sondern meine junge Gattin, die ich gleich nach der Hochzeit im Brautgemache zurückließ, als ich mich nach Troja einschiffte. Dort fiel ich Unglückseliger sogleich beim Aussteigen von Hector’s Hand; und nun, o Herr, verzehrt mich fast die Liebe zu meinem Weibe, und gerne wollte ich wieder zurückkommen, dürfte ich nur auf wenige Augenblicke ihr sichtbar werden.

2. Pluto. Trankst du nicht aus dem Lethequell, Protesilaus?

Protesilaus. O ja, Herr! allein meine Liebe ist überschwänglich.

Pluto. Gedulde dich: deine Gattin wird ja selbst einmal hieherkommen; was brauchst du also zu ihr hinaufzureisen?

Protesilaus. Ich halte es aber nicht so lange aus, Pluto. Du hast ja selbst geliebt, und weißt also, wie Einem da zu Muthe ist.

Pluto. Was würde es denn dir helfen, Einen Tag wieder lebendig zu seyn? In Kurzem gienge die alte Wehklage wieder an.

Protesilaus. Ich hoffe mein Weib zu bewegen, mir zu euch nachzufolgen: so würdest du für Einen Schatten in kurzer Zeit zwei erhalten.

Pluto. Es geht nun einmal nicht an, und ist noch nie vorgekommen.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)