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Diogenes. Wie meinst du das: Gebild des Gottes? Und ist es möglich, zur einen Hälfte ein Gott, zur andern gestorben zu seyn?

Hercules. Allerdings: denn nicht er selbst ist todt, sondern nur ich, sein Bild.

2. Diogenes. Ich verstehe: er hat dem Pluto dich als Ersatzmann gestellt; und du bist nun in seinem Namen todt?

Hercules. So ungefähr.

Diogenes. Wie gieng aber das zu, daß Aeacus, der es doch sonst so genau nimmt, die Sache nicht merkte, und den untergeschobenen Hercules für den ächten gelten ließ?

Hercules. Weil ich ihm auf ein Haar ähnlich sah.

Diogenes. Es ist auch wahr, so ähnlich, daß du er selbst seyn könntest. Wenn es sich nur nicht am Ende umgekehrt verhält und du hier der wahre Hercules bist, dein Schattenbild aber die Hebe bei den Göttern geheurathet hat!

3. Hercules. Du hast ein unverschämtes loses Maul! Wenn du nicht augenblicklich aufhörst zu spotten, so sollst du fühlen, wessen Gottes Gebild ich bin.

Diogenes. Wahrhaftig er spannt den Bogen. O ich bin schon einmal gestorben, ich fürchte dich nicht mehr. Aber ich bitte dich um deines Hercules willen, sage mir doch, warst du damals, wie er noch am Leben war, als seine Gestalt auch schon bei ihm? Oder machtet ihr damals nur Eine ungetrennte Person aus, und trenntet euch erst im Tode, wo denn der Eine zu den Göttern aufflog, du aber, sein Schattenbild, hieher in die Unterwelt wandertest?

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)