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war die Selbstverläugnung, welche du in Beziehung auf die schöne Gemahlin des Darius bewiesen, so wie die Fürsorge, welche du für seine Mutter und Töchter getragen hast. Das war königlich gehandelt.

5. Alexander. Wie, mein Vater, an meinem Muthe also, den ich so gerne in Gefahren erprobte, an jener Heldenthat bei den Oxydraken, wo ich der Erste war, der von der Mauer in die Stadt sprang, an den vielen Wunden, die ich empfieng, an Allem dem findest du nichts zu loben?

Philippus. Nein, Alexander: nicht als ob ich es nicht für rühmlich hielte, wann sich ein König einmal in der Schlacht an die Spitze seines Heeres stellt und Wunden davon trägt; sondern weil dein Benehmen eben dir am wenigsten Vortheil brachte. Denn wenn man dich, der für einen Gott gelten wollte, verwundet, bluttriefend und ächzend aus der Schlacht tragen sah, so warst du ein Gegenstand des Spottes für alle Zuschauer: dein Ammon aber war als Betrüger und Lügenprophet, und seine Priester als kriechende Schmeichler überwiesen. Oder sollte man nicht lachen, wenn man einen Sohn Jupiter’s in Ohnmacht fallen und ärztlicher Hülfe bedürftig sieht? Und vollends jetzt, da du gar gestorben bist, glaubst du nicht, daß gar Viele in scharfer Lauge über deine schlecht gespielte Rolle sich auslassen werden, wenn nun der Leichnam des Gottes ausgestreckt, und nach dem Gesetze aller Leiber in Fäulniß und Verwesung übergehend, vor ihnen liegt? Zu dem hat das, was du vorhin als einen Vortheil anführtest, daß du nämlich durch den Glauben der Völker an deine Göttlichkeit dich um so leichter zum Herren derselben machtest, dem Ruhme deiner Thaten

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0246.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)