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Nicht einmal das hat dich dein weiser Aristoteles gelehrt, wie unzuverläßig die Gaben des Glückes sind?

5. Alexander. Ach nenne ihn nicht weise, der unter allen meinen Schmeichlern der ärgste Schurke war. Glaube mir, ich muß am besten wissen, was von ihm zu halten ist. Was bettelte er nicht Alles von mir, welche Briefe schrieb er mir, wie mißbrauchte er die Liebhaberei, mit welcher ich die Wissenschaften zu begünstigen mir zur Ehre rechnete, wie kriechend pries er bald meine Schönheit, als ob auch diese zu den wahren Gütern gehörte, bald meine Thaten und meine Reichthümer! Denn auch die letztern erklärte er für ein wahres Gut, um sich nicht schämen zu müssen, daß er selbst so Vieles von mir annahm. Kurz, Aristoteles ist ein ausstudierter Betrüger, und der ganze Gewinn, den ich von seiner Philosophie habe, ist der, daß ich nun über den Verlust jener Dinge, welche du so eben aufzähltest, wie über den Verlust der größten Güter traure.

6. Diogenes. Weißt du was? Ich will dir ein kummerstillendes Mittel sagen. Da bei uns keine Nießwurz wächst, so trinke in vollen Zügen aus dem Lethequell, und das mehreremal. Sey gewiß, die aristotelischen Güter werden dir bald keinen Kummer mehr machen. – Aber da sehe ich ja den Clitus und Callisthenes und mehrere Andere auf dich daher stürmen, als ob sie für das, was du ihnen gethan, Rache nehmen und dich zerreißen wollten. Schlage also diesen andern Weg ein, und – hörst du? – trinke recht fleißig.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0243.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)