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dir zu schmeicheln, wählten dich zu ihrem Vorstande und zum Feldherrn gegen die Perser: Etliche zählten dich sogar den zwölf Göttern bei, bauten die Tempel und opferten dir als dem Drachensohne. – Aber wo haben dich denn deine Macedonier begraben?

3. Alexander. Schon ist’s der dritte Tag, und noch immer liege ich zu Babylon: allein Ptolemäus, mein Leibtrabant, verspricht, sobald ihm die gegenwärtigen Verwirrungen einige Zeit lassen, mich nach Aegypten zu bringen und zu bestatten, wo ich denn einer von den ägyptischen Göttern werden soll.

Diogenes. O Alexander! ich soll nicht lachen, da ich sehe, daß du auch im Schattenreiche noch so albern bist, und ein Anubis oder Osiris zu werden hoffest? Göttersohn, bilde dir so etwas nicht ein. Es geht nun ein für allemal nicht an, daß, wer einmal über den See gesetzt und den Eingang der Unterwelt hinter sich hat, wieder zurückkehre. Aeakus ist wachsam, und mit dem Cerberus läßt sich auch nicht spaßen.

4. Aber nur das möchte ich von dir wissen, wie dir zu Muthe ist, wenn du an die Herrlichkeiten denkst, welche du auf der Oberwelt zurückgelassen hast, an deine Leibwachen, Trabanten und Satrapen, und die vielen zu deinen Füßen knieenden Nationen, an dein Babylon und Bactra, an deine großen Indischen Wunderthiere, dein Gold, deine Hoheit und deinen Ruhm, und wie du einst von Purpur umwallt, und das Haupt mit dem weißen Diademe umschlungen, in strahlender Majestät einherfuhrst – machen dir solche Erinnerungen das Herz nicht schwer? Wirklich, du weinst, eitle Seele?

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0242.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)