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bloßen Sterblichen gelten wollte, erprobte ich mich an den einsichtsvollsten Feldherrn und hatte es mit den streitbarsten Kriegern der Welt zu thun. Denn die, welche ich schlug, waren keine Meder und Armenier, die davon laufen, ehe man sie jagt, und den Sieg Jedem überlassen, der ihnen ein bischen keck entgegen geht.

3. Alexander aber hatte von seinem Vater eine Herrschaft geerbt, die er nur vergrößerte und weit ausdehnte, indem er sich die Gunst des Glückes zu Nutzen machte. Allein nach seinen Siegen bei Issus und Arbèla, die ihn vollends zum Ueberwinder des erbärmlichen Darius gemacht hatten, verließ er die heimische Sitte, verlangte göttliche Verehrung, vertauschte seine Lebensweise gegen die medische, und mordete seine eigenen Freunde eigenhändig bei seinen Trinkgelagen, oder ließ sie gefesselt zum Tode führen. Ich hingegen betrachtete mich bei meiner Gewalt über meine Mitbürger immer als einen Ihres gleichen, und als sie mich aus Italien zurückberiefen, weil eine große feindliche Flotte Carthago zusteuerte, gehorchte ich unverzüglich, kehrte in den Privatstand zurück, und ertrug, selbst da sie mich verurtheilten, mein Schicksal ohne Bitterkeit. Dieß that der Barbar, der aller feinern Griechischen Bildung ermangelte, der nicht, wie dieser da, Homer’s Gesänge herzusagen wußte, noch auch unter dem großen Philosophen Aristoteles studirt hat, sondern der einzig und allein seine glückliche Naturanlage zur Führerin hatte. Diese Gründe sind’s, aus welchen ich behaupte, den Vorrang vor Alexandern zu verdienen. Wenn er schöner war, weil ein Diadem sein Haupt umschlang, so mag das allerdings in den Augen von Macedoniern von Gewicht

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)