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Alexander. Ueber den Vorrang. Hannibal behauptet, ein größerer Feldherr, als ich, gewesen zu seyn: ich hingegen sage, daß ich, was ja allgemein bekannt ist, nicht nur diesen, sondern überhaupt alle meine Vorgänger im Kriegswesen übertroffen habe.

Minos. Einer nach dem Andern soll für seine Sache sprechen. Mache du den Anfang, Afrikaner!

2. Hannibal. Nun kommt mir nichts so gut zu Statten, Minos, als daß ich hier in der Unterwelt auch noch Griechisch gelernt habe; so daß mein Gegner auch hierin nichts vor mir voraus hat. – Ich behaupte, daß diejenigen das größte Lob verdienen, welche anfangs nichts bedeuteten, und es gleichwohl sehr weit gebracht haben, indem sie durch sich selbst Macht und Ansehen sich erwarben und würdig erschienen, die höchste Gewalt zu bekleiden. So war ich mit wenig Leuten nach Spanien gekommen, und diente anfänglich als Unterbefehlshaber unter meinem Bruder: bald aber ward ich für den Tüchtigsten im Heere erkannt und der höchsten Stelle gewürdigt. Da eroberte ich Celtiberien, bezwang das westliche Gallien, überstieg die höchsten Gebirge, durchzog verheerend die Landschaften um den Po, zerstörte eine Menge Städte, unterwarf mir die Gefilde Italiens und rückte bis in die Vorstädte der Hauptstadt selbst vor. An einem einzigen Tage hatte ich so viele Feinde erschlagen, daß man ihre Fingerringe nach Scheffeln maß, und ihre Leichname zu Brücken über Ströme dienten. Und alle diese Thaten verrichtete ich, ohne mich Jupiter-Ammon’s Sohn nennen zu lassen, und mich für einen Gott auszugeben, oder von Träumen meiner Mutter zu fabeln; sondern, während ich für einen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)